Der gute Mensch von Sezuan

Parabelstück von Bertolt Brecht
Premiere: Samstag, 7. Dezember 2013 Luzerner Theater


Pressestimmen

In seiner Inszenierung hält sich Andreas Herrmann weitgehend an die Vorlage. Er nimmt jedoch der Religions- und Kapitalismuskritik von Brecht die Spitze, indem er den Widerspruch zwischen moralischen Forderungen und wirtschaftlicher Realität als inneren Konflikt von Shen Te anlegt. Das funktioniert, macht aber die Rolle der Shen Te anspruchsvoller. Daniela Britt überzeugt als Shui Ta sofort und steigert sich als Shen Te bis zum Schluss, als sie von den Göttern allein gelassen, verzweifelt um Hilfe schreit. Ein Höhepunkt der Aufführung. Neue Luzerner Zeitung, 9. Dezember 2013 

In Sezuan – Platzhalter für die ganze Welt – steht es nicht zum Besten. Den drei Göttern (von Mundart sprechenden Laienschauspielern dargestellt), die irgendwo zwischen durchschnittlichem Theaterbesucher und KMU-Verwaltungsrat angesiedelt sind und damit offenbar so etwas wie den Typus der Schweizer Elite repräsentieren, offenbart sich auf ihrer Expedition eine korrumpierte Gesellschaft. Der Wasserverkäufer Wang, der vom viel versprechenden, neuen Ensemblemitglied Claus Maria Riegler gemimt wird, erntet von seinen Mitmenschen nur Hohn und Spott auf der Suche nach einem guten Menschen, welcher den Göttern ein Nachtlager bieten sollte. Endlich Shen Te (Daniela Britt), eine Prostituierte, gewährt den Göttern Unterschlupf. Als Dank für ihre Gastlichkeit erhält Shen Te von den Göttern eine grössere Summe Geld. Mit dieser ironischen Deus ex Machina fängt das Unheil erst an: Brecht exerziert ein System durch, welches das Schlechteste im Menschen zum Vorschein bringt. www.kulturteil.ch, 8. Dezember 2013

Beklemmende Schlussszene im Luzerner Theater: Shui Ta steht vor Gericht. Ganz Sezuan verdächtigt den skrupellosen Geschäftsmann, seine Cousine Shen Te ermordet zu haben, um ihren Tabakladen in seinen Besitz zu bringen. In den Seitengängen des Zuschauerraums hat sich das wütende Dramenpersonal aufgereiht und schleudert seine Vorwürfe in Richtung Bühne.
Lauthals, aber zusehends taumelnd sucht sich der Angeklagte zu verteidigen. Endlich knickt er ein, reisst sich Anzug und Hemd vom Leib und gibt sich als die vermisste Shen Te zu erkennen: Sie, der «gute Menschen von Sezuan», verkörperte zugleich ihren bösen Gegenpart, den erfundenen hartherzigen Vetter. Eine Ungeheuerlichkeit, vor allem aber eine Schreckensnachricht für die drei Götter, die einen guten Menschen auf Erden gesucht hatten und glaubten, ihn in Shen Te gefunden zu haben. Anstatt deren Dilemma einzusehen und Beistand zu leisten, fliehen die Erleuchteten aber stracks, an Stahlseilen hochgezogen, gen Himmel; die demaskierte Shen Te (Daniela Britt) bleibt, verzweifelt um Hilfe rufend, zurück. Neue Zürcher Zeitung, 10. Dezember 2013

Produktionsteam

Andreas Herrmann Inszenierung
Max Wehberg Bühne
Sabin Fleck Kostüme
Martin Baumgartner Musik
Gérard Cleven Licht
Carolin Losch Dramaturgie
Ingo Höhn Fotos
Besetzung
Christian Baus (Schreiner Lin To, Barbier Shu Fu, Polizist, Kellner)), Daniela Britt (Shen Te / Shui Ta), Hans-Caspar Gattiker (Yang Sun), Wiebke Kayser ( Witwe Shin), Juliane Lang (Frau, Teppichhändlerin), Bettina Riebesel (Hausbesitzerin Mi Tsü, Frau Yangs), Clemens Maria Riegler (Wasserverkäufer Wang), Samuel Zumbühl (Neffe, Polizist)
Die drei Götter: Markus Felber, Barbara Willimann, Hans Woodtli; Mitglieder der achtköpfigen Familie: Yannik Ambach, Bernhard Itel, Hans Kneubühler, Silas Schmuckli, Julia Skof, Cecile Zwyssig; Kind: Juri Schmuckli

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